Vilhelm Hammershøi – sichtbare Stille
“Sich zu sehr an die Fakten zu halten kann die Essenz der Dinge verderben. Das innere Auge erkennt oft mehr.” Karl Lagerfeld Ich lebe in einem alten Haus mit wunderschönen Holztüren, einem honiggelben Dielenboden und Sprossenfenstern. Manchmal, wenn das Sonnenlicht durch eines der Sprossenfenster dringt, verharre ich beinahe ehrfürchtig und beobachte das Schattenspiel, das das Licht auf Wände und Boden zaubert. Die Linien, die durch Hell und Dunkel entstehen. Durch die Sprossenunterteilung wird das Licht in einzelne Bündel gespalten – die Sonnenstrahlen werden durch den feinen Staub in der Luft sichtbar, gerade so, als brächen sie durch die lichten Baumkronen eines Laubwaldes. Vor einigen Jahren stieß ich auf ein Bild, auf dem eine solche Stimmung auf faszinierende Weise dargestellt ist. “Tanz der Staubkörnchen in den Sonnenstrahlen (Strandgade 30), 1900. Der Maler des Ölbildes ist der Däne Vilhelm Hammersøi (1864 – 1916), einer der wohl bedeutendsten Künstler Dänemarks des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Nichts auf dem Bild lenkt von der Schönheit des Augenblicks ab. Vielmehr lässt das Bild Raum für Empfindungen und Einbildungskraft. Das …