So ein Gemüsegarten hat eine ganz eigene Melodie. Das Summen der Bienen, das den stillen Tanz der Schmetterlinge begleitet. Vogelgezwitscher. Das Rascheln und Rauschen der Blätter. Der Ruf der Krähen, die sich aufschwingen, nachdem sie einige Samen der Sonnenblumen vernascht haben. Hier und da der Rhythmus einer Gartenhacke, die die Erde durchzieht. Eine Melodie, an der ich schnell Gefallen finde…
Ich bin zu Besuch auf einem Gemüsefeld in Schleswig-Holstein. Das nahegelegene Gut Wulfsdorf, ein Demeter-Hof am Rande Hamburgs, vermietet Gemüsegärten. 50 oder 100 Quadratmeter große Flächen kann man hier ergattern und das eigene Gemüse hegen, pflegen und ernten.
Sabine Bergmann ist Mieterin eines solchen Gemüsegartens, 50 Quadratmeter. Sie hat mich eingeladen, den idyllischen Ort einmal zu besuchen.
Die Hände voll kühler Erde, den Duft von frischer Petersilie in der Nase, blicke ich über das Areal. 80 Gartenstücke werden hier vermietet. Ein Herr mit Strohhut begrüßt uns freundlich. Van Gogh hätte seine Freude an ihm als belebendes Motiv inmitten dieser Pflanzenpracht gehabt. Auch die leuchtenden Sonnenblumen wären sicher nach seinem Geschmack gewesen. Es ist Vormittag und die Sonne gewinnt langsam an Kraft. Wie schön es hier ist!
Kraut und Rüben
Sabine zeigt mir ihr kleines Stück Land: Zucchini, Salat, Kohl, Tomaten, Möhren, Süßkartoffeln Zwiebeln, .… alles, was das Herz begehrt, wächst auf diesem Fleckchen Erde. Bohnen, Kräuter, Mais und vieles mehr. Die prächtigen Farben des Mangolds neben den vollkommenen Formen der Tomaten. Die Natur komponiert Farben und Formen auf unvergleichliche Weise.
Zutaten für die tollsten Speisen und Gerichte wachsen hier auf 50 Quadratmetern. Gesünder geht es nicht! Sabine zieht ein paar Möhren aus der Erde. Zwei fröhliche Damen winken uns vom Nachbargarten zu.
Frisch vom Feld
Schnell wird spürbar: selber gärtnern entschleunigt! Sabine erzählt mir, dass die Gartenstücke sehr beliebt sind. Ich finde das großartig in Zeiten von Kochcomputern und Zutaten-Apps! Es scheint sie zu geben, eine Sehnsucht nach Ursprünglichkeit, der Arbeit mit den Händen, unter freiem Himmel.
Das eigene Gemüsebeet ist eine von vielen Möglichkeiten, diese Sehnsucht zu bedienen. Eingebettet in einen Betrieb, der Saatpflanzen, Gartengeräte und Know-how zur Verfügung stellt, kann einem Amateurgärtner nicht viel passieren. Es wird gearbeitet und das Resultat ist zu sehen, zu riechen und zu schmecken. Eine positive Tätigkeit unter freiem Himmel, die zutiefst befriedigt und im Wortsinne erdet. Eine Kraftquelle.
Und so kommt nicht nur das Gemüse frisch vom Feld – auch als Gärtner erlangt man neue Frische und Ausgeglichenheit.
“Um die besten Ergebnisse zu erhalten, muss man mit seinem Gemüse sprechen.”
Charles, Prince of Wales
Platz zum Wurzelnschlagen
Natürlich gehören auch Blumen in den Gemüsegarten. Nicht nur ob ihrer Schönheit, nein, sie locken die Bienen an, die die Gemüse- und Obstpflanzen bestäuben und sie fördern die Fruchtbarkeit des Bodens. Viele Blüten kann man sogar essen, Salate werden damit zum Augenschmaus.
Aufblühen und wachsen
Sabine hat ihr Gartenstück im Mai übernommen. Gut vorbereitet, gedüngt mit Mist und mit gut 20 Gemüsesorten und einer Reihe Kräutern bepflanzt. Den Rest konnte sie selber pflanzen. Und los gehts: von Mai bis November jäten, wässern , hacken, ernten, nachpflanzen. “Am Anfang, wenn die Pflänzchen noch klein sind, muss man gründlich das Unkraut entfernen”, erzählt mir Sabine Bergmann. Natürlich alles nach Regeln des biologisch-dynamischen Landbaus.
Was klein anfängt wird groß und größer, entfaltet sich. Es ist ein faszinierender Prozess. Die Erde beschenkt uns reich. Das zu sehen und zu spüren tut gut. Sabine holt eine riesige Zucchini aus dem Beet. Ein Prachtexemplar! Die reicht bestimmt mindestens für zwei leckere Zucchinibrote.
“Mindestens zweimal die Woche komme ich hierher und bearbeite mein Gartenstück. Bei Trockenheit natürlich auch öfter – zum Wässern der Pflanzen”, erzählt Sabine Bergmann. Wasser und Gießkannen stehen für alle zur Verfügung.
Viel Luft zum Atmen
Hier draußen, inmitten all dieser Bodenschätze, scheint die Luft klarer, der Blick entspannt sich, die Falten auf der Stirn verschwinden. Es herrscht eine Opulenz der Farben, an der ich mich nicht sattsehen kann.
Unter einem Zeltdach steht ein langer Tisch, Platz für Austausch, Kaffee aus der Thermoskanne und ein Stück Kuchen. Tipps und Tricks, Erfahrungen, Rezepte – die Beet-Mieter halten zusammen. Ein ganz analoger sozialer Kontakt. Sabine schwärmt von ihrer Mangold-Lasagne. Das Rezept habe ich mir natürlich notiert (zu Sabines Mangold-Lasagne bitte hier entlang).
So ein Gemüsegarten ist aber nicht nur ein Schönwettervergnügen. Auch an trüben Tagen leuchten die Sonnenblumen gelb! Und wenn die Tage ganz allmählich wieder kürzer werden und der Morgentau im Altweibersommer die feinen Fäden und Netze der Spinnen sichtbar macht, duftet die Erde besonders würzig.
Die Welt ist bunt…
…hier, auf dem Gemüsefeld. Gelb, Grün, Rot, Violett, Orange, in allen Schattierungen. Wie ein Maler sein Gemälde, kann man sich hier ein Festmahl zusammenstellen. Kunterbuntes Ofengemüse mit Pinienkernen, Sommersalat mit essbaren Blüten, Suppen jeder Couleur. Oder man nagt sie einfach weg, die süßen, frisch gezogenen Mohrrüben und den saftigen Kohlrabi. Die Ideen gehen einem bestimmt nicht aus, denn so ein Gemüsegarten ist Inspiration, Meditation, Anregung und gesunde Freizeitbeschäftigung zugleich.
Lust bekommen?
Wer Interesse an einem Miet-Gemüsegarten hat, sollte sich früh genug kümmern. Anbieter gibt es in ganz Deutschland. Hier ein paar hilfreiche Infos und Adressen:
Die Gemüsegarten-Saison geht von Mai bis November. Die meisten Anbieter vermieten zwei Beetgrößen ab ca. 200 Euro pro Saison inkl. Vorbereitung und Bepflanzung. Es bleibt Platz, eigene Pflanzen zu setzen und natürlich kann man immer nachpflanzen. Wasser und Gartengeräte stehen zur Verfügung. Schön ist, dass man auf das Know-how der Anbieter zurückgreifen und sich mit anderen Beet-Mietern austauschen kann. Eine tolle Möglichkeit für alle, die keinen Garten, keinen Platz im Garten oder kein Gemüsebeet im Garten haben. Und eine wundervolle Gelegenheit auch für Familien, gemeinsam mit den Kindern die Entstehung von Gemüse zu beobachten.
Anbieter bundesweiter Mietgärten:
Sandra Geeck vom Garten-Blog grünliebe.de hat auf ihrem Blog auch noch eine praktische Übersicht über Mietgartenanbieter in Deutschland bereitgestellt: grünliebe.de

Voll bepackt mit dem herrlichsten Gemüse und bunten Blumen bin ich wieder nach Hause gefahren…
Die Keramikvögel und Figuren, die überall im Beet sitzen und stehen, stammen übrigens auch von Sabine Bergmann. Eine ihrer weiteren Leidenschaften: Die Arbeit mit Ton. Aber dazu später einmal mehr…
Rezepte mit Mangold: bitte hier entlang…
Ein sehr schöner Beitrag, liebe Larissa. Das versetzt mich ein bisschen in meine Zeit des Mietgartens zurück. Danke dir vielmals für die Verlinkung!
Liebe Grüße
Sandra
Liebe Sandra, herzlichen Dank! Ich freue mich, dass ich durch die Recherchen zu diesem Thema auf grüneliebe.de, mit all den schönen Gemüsegarten- und Rezept-Tipps gestoßen bin. Liebe Grüße! Larissa
Wir wollen gern Gemüse im Sommer anpflanzen aber haben kein Land oder die Pflanzen dafür. Es ist gut zu wissen, das man genau diese Dinge mieten kann und den Ertrag behalten darf. Hoffentlich finden wir eine Firma, die uns die richtigen Pflanzen leihen kann.
Oh ja, ich hoffe, Sie werden in Ihrem Umkreis fündig und wünsche Ihnen viel Glück! Hier ist noch einmal ein Link, der Ihnen vielleicht helfen kann…
Herzliche Grüße! Larissa Wasserziehr