Frühling – die Zeit des Neuanfangs, der Hoffnung, der Leichtigkeit.
“Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.” So heißt es in Hermann Hesses Gedicht “Stufen”. Dieses Jahr fällt es mir schwer, den Zauber zu spüren. Dieses Jahr ist es anders. Für uns alle. Und doch möchte ich zuversichtlich sein.
Ich finde Trost, Kraft und innere Ruhe im Garten und in der Natur. Mit den Händen entferne ich das letzte Winterlaub zwischen den Gartenblumen, schneide Rosen und unterhalte mich mit dem Rotkehlchen, das sich neben mir niederlässt.
Man könnte meinen, die Sonne möchte sich mit ihren schönsten Strahlen entschuldigen für diese üble Laune der Natur, die uns Menschen momentan in Sorge versetzt. Ich spüre gerade – noch mehr als sonst – wie wertvoll all die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten sind. Mal eben einkaufen, kurz zum Bäcker, eine liebevolle Umarmung der Freundin, der man unterwegs begegnet. Ein Besuch zum Kaffee bei den Eltern, natürlich mit den Kindern und einem Strauß Tulpen im Arm. Dieser Tage müssen wir Verbundenheit über andere Kommunikationswege zeigen.
Die Stimme der Natur
Der Duft der feuchten Frühlingserde steigt mir in die Nase, in der Hand halte ich ein paar Blumenzwiebeln und neben mir warten klitzekleine Blumensamen darauf, in die Erde gebracht zu werden. Wie kleine Schatzkästchen verbergen sie facettenreiche Kunstwerke in sich. Das bringt mich auf die Idee, in diesem Jahr Blumenzwiebeln und Samen für Gartenblumen zu Ostern zu verschenken, fein verpackt in selbstgestalteten Schachteln (die Anleitung finden Sie weiter unten).
Sinnliche Gärten
Neulich habe ich im Internet eine wundervolle und sehr inspirierende Adresse gefunden: Jora Dahl aus Potsdam führt ein kleines Designstudio, mit dem sie Gärten und Produkte rund ums Gärtnern gestaltet. Auf eine sehr sinnliche Art stellt sie mit ihrem Team Samen- und Staudenmischungen zusammen, alles liebevoll illustriert und verpackt. Sie ist weltweit auf der Suche nach außergewöhnlichen, vielleicht vergessenen oder auch neuen Preziosen und hat ein besonderes Händchen für Blütenkompositionen.
Das Gute ist, dass man über ihren Shop all die hübsch gestalteten Samentütchen für Gartenblumen und Staudenpakete bestellen kann. Auf ihrer Internetseite sind viele hilfreiche Tipps und Anregungen zu finden. Ihre Vision: Gärten schöner und das Gärtnern einfacher zu machen. In ihrem Sortiment entdecke ich tolle Geschenkideen für leidenschaftliche Gärtner, für Anfänger und für Balkonbesitzer. Modulare Pflanzpläne ermöglichen auch Einsteigern das Anlegen fantastischer Beete. Ihre individuelle Gartenberatung kann man sogar aus der Ferne in Anspruch nehmen. Ich habe mit ihr über poetische Gärten und die Kraft der Blumen gesprochen:
“Etwas gestalten zu können macht zuversichtlich.”
Liebe Frau Dahl, was fasziniert Sie eigentlich an Blumen?
Blumen machen einfach glücklich. Ein Raum verändert seine Atmosphäre komplett, wenn ein Blumenstrauß in der Mitte steht. Und noch mehr, wenn diese gerade frisch im Garten geschnitten wurden. Die künstlich wirkenden Blumen mit ihren langen geraden Stielen, die es häufig bei Floristen gibt, kommen niemals an die Sinnlichkeit von echten Gartenblumen heran. Deswegen kam ich auf die Idee, den Anbau eigener Schnittblumen in den privaten Gärten wieder populär zu machen.
Was macht denn Ihrer Erfahrung nach einen schönen Garten aus?
Harmonie, Rhythmus und Kontraste. Der Garten ist der Link zwischen Landschaft und Haus. Er sollte aus beiden Sphären Elemente zitieren, um so einen fließenden Übergang zu schaffen. Ich mag Gärten, in denen alle Materialien natürlichen Ursprungs sind. Und ich mag Kontraste von eleganten und heimischen, wilden Pflanzen.
Sie sind von so vielen bildschönen Blumen umgeben. Haben Sie denn eine liebste Blume?
Unmöglich, es sind zu viele….na gut, in den letzten Jahren wurde meine Dahlienliebe größer und größer. Und natürlich Tulpen und Narzissen. Ich liebe die blassen Pastelltöne.
Gibt es eine Blume oder Pflanze, die Ihrer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient?
Man sollte generell mehr Aufmerksamkeit auf besondere, neue Sorten legen. Immer noch sind alle Kosmeen, die ich in der Gärtnerei kaufe, weiß oder pink. Die buttergelben oder apricotfarbenen sind viel spannender, häufig aber nur über ausländische Shops zu beziehen. Diesen Umstand wollte ich ändern – und habe deswegen mein Unternehmen gegründet.
Verraten Sie uns ein sicheres Rezept für ein Staudenbeet, das auch Anfängern Mut macht?
Staudenbeete sind leicht zu pflegen, wenn sie richtig angelegt sind. Aber ihre Gestaltung gehört zu dem Schwierigsten, was man so machen kann. Selbst viele Landschaftsarchitekten können kein Staudenbeet planen. Die Pflanzen selbst sind aber so robust und bringen so viel Lebendigkeit in den Garten. Ich empfehle jedem Anfänger entweder eine professionelle Planung oder eine Kollektion, in der schon die richtigen Sorten zusammengestellt sind. Und das Wichtigste: Gruppen bilden und diese wiederholen. Die meisten Stauden sehen einzeln gepflanzt sehr verloren aus. Sie wirken in der Masse.
Viele Menschen glauben, sie hätten keinen “grünen Daumen”. Wie erleben Sie das?
Das mit dem Daumen ist ein Mythos. Es ist einfach viel Gartenwissen über die Generationen verloren gegangen und viele fangen bei null an. Da helfen häufig auch die besten Bücher nicht.
Gärtnern ist Experimentieren, aber man wird mit den Jahren besser.
Ich hatte vor zehn Jahren keine Ahnung und mache bis heute Fehler. Das ist völlig normal, man sollte sich einfach nicht zu sehr an den Bildern der Hochglanzmagazine orientieren. Das ist immer eine Momentaufnahme und es wird viel getrickst für schöne Fotos.
Schauen Sie sich lieber die echten Gärten an. Auch in Sissinghurst (einem der berühmtesten Gärten der Welt, “Sissinghurst Castle” in der Grafschaft Kent in Großbritannien) sind die Beete nicht perfekt, aber es geht immer um die Atmosphäre – und die kann manchmal bei einem unperfekten Garten viel besser sein, als bei einem, in dem kein Blättchen Unkraut zu sehen ist.
Können Blumen auch Mut machen?
Sie können helfen, unsere Gedanken in eine positive Richtung umzulenken. Wenn ich mich momentan – wie wahrscheinlich jeder – abends bei den Nachrichten grusele und Angst habe, was noch auf uns zukommt, denke ich manchmal vor dem Einschlafen an meine Neupflanzungen, an Stauden, die ich unbedingt ausprobieren möchte, an neue Dahlienkombinationen und daran, welche Hühnerrasse sich wohl in unserem Garten wohl fühlen würde. Diese Gedanken und Bilder sind besser als Yoga. Etwas gestalten zu können macht zuversichtlich, ja.
Audrey Hepburn hat einmal gesagt:
“Einen Garten zu pflanzen bedeutet an Morgen zu glauben.”
Stimmen Sie ihr zu?
Auf jeden Fall. Es gibt den realen Garten und den in meinem Kopf. Und die unbändige Lust, den aus meinem Kopf real erleben zu können, die Vorfreude darauf, das ist etwas Wunderbares im Leben.
Liebe Frau Dahl, herzlichen Dank für das Interview!
Alle Angebote und den Onlineshop von Jora Dahl finden Sie unter www.joradahl.de
Jora Dahl
Büro Berlin
Jägerstr. 35
D‑10117 Berlin
Schauen Sie doch mal bei ihr vorbei!
DIY – Frühlingshafte Osterschachteln
Auf die Idee für meine Schachteln bin ich gekommen, als ich eine Camembert-Schachtel aus Span in den Händen hielt. Man kann sie ebenso gut für dieses DIY benutzen wie gekaufte Spanschachteln. Sie haben nur statt eines festen Bodens einen Pappboden. Spanschachteln bekommt man in verschiedenen Formen und Größen in jedem Bastelgeschäft und natürlich online (z.B. von Rayher).
Hier ist Fantasie gefragt
Ich habe meine Schachteln mit Wandfarbe aus Probentöpfchen (z.B. von Farrow & Ball) gestrichen, die ich noch im Keller hatte. Deswegen war noch eine Schicht matten Klarlacks als Schutz nötig. Acrylfarben eignen sich ebenfalls gut. Verziert habe ich meine Schachteln mit Dresdner Pappen. Ich bin ganz vernarrt in diese ausgefallenen und edlen Pappen, die auf traditionelle Art gefertigt wurden. Ich habe ja bereits hier schon einmal über sie geschrieben. Für dieses DIY habe ich einige Pappen mit matter Farbe angemalt. So auf die Schachtel geklebt, muten sie fast wie Porzellanfiguren an.
Gartenblumen, Vögel und Libellen
Auf manche Schachteln kann man mit einem feinen Pinsel noch kleine Blüten neben die aus Pappe geprägten Vögel, Hasen und Libellen malen oder sie mit Punkten verzieren. Anregung findet man hierfür natürlich in Büchern oder Magazinen.
Die Dresdner Pappen lassen sich mit Flüssigkleber gut fixieren. Das Innere der Schachteln entweder ebenfalls anmalen – vielleicht sogar in einer Kontrastfarbe – oder einfach mit Seidenpapier ausschlagen.
Nun die Blumenzwiebeln oder Samentütchen für die Gartenblumen in die Schachteln legen. Wichtig ist natürlich, dass die Bezeichnung und die Pflanzanleitung auch beigefügt werden.
Vielleicht können wir mit diesen Osterüberraschungen unseren Lieben ein Lächeln ins Gesicht zaubern? Und das schöne Gefühl der Vorfreude auf Beete voller Blumen!
Dresdner Pappen bekommen Sie z.B. hier: www.dresdner-pappen.de
Worte, die Mut machen…
…“Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.” Es ist eine Herausforderung – aber vielleicht müssen wir sie annehmen, um die nächste Stufe zu erklimmen…
Hermann Hesse schrieb übrigens dieses optimistische Gedicht am 4. Mai 1941 nach langer Krankheit und mitten im Krieg. Ursprünglich nannte er es “Transzendieren”, bekannt wurde es dann unter dem Titel “Stufen”. Hier finden Sie das vollständige Gedicht, sogar auch von Hermann Hesse selbst vorgetragen.
Wunderschön liebe Larissa! Am besten gefallen mir die “Porzellan”-Hasen.
Herzliche Grüße
Dani
Herzlichen Dank liebe Dani! Ja, ich habe mich erst gescheut, die hübschen Goldpappen anzupinseln – aber ich finde sie so matt auch toll, sie bekommen eine ganz andere Ausstrahlung. Man muss immer experimentieren… Liebe Grüße! Larissa