Mögen Sie auch so gerne Marmelade? Auf selbstgebackenem Weißbrot, mit streichzarter Butter und herrlich duftendem Kaffee. Dazu die druckfrische Zeitung – mehr geht nicht!
Manchmal denke ich sehnsüchtig an ein Weißbrot mit Streuseln zurück, das ich in meiner Kindheit so geliebt habe – natürlich mit Marmelade. Ich habe das Rezept für dieses Streuselbrot einmal versucht zu rekonstruieren. Sie finden es weiter unten. Lecker!
Und als ich vor kurzem einfach so durchs Netz “flanierte”, habe ich den Eingang in ein regelrechtes Marmeladenparadies gefunden. Marmóndo. Auch davon möchte ich erzählen…

Der Geschmack sonniger Tage…

Die perfekte Grundlage für Marmelade…
Sonne im Glas
Marmóndo - das Angebot der kleinen Marmeladenmanufaktur mit 8 Mitarbeiterinnen aus Waldbröl in Nordrhein-Westfalen klingt verlockend, kreativ und überraschend – einfach anders. Nächte in spanischen Gärten, Le Gout des Merveilles, Hello Sunshine … meine Neugier ist geweckt. Und tatsächlich – hinter diesen klangvollen Namen verbergen sich so außergewöhnliche Kompositionen, dass ich mir direkt einige Gläser bestellte. Und was soll ich sagen? Ich bin begeistert und will wissen: Wer steckt dahinter?
Das Ehepaar Helgard Buschmann-Ehrlich und Ralf Ehrlich gründete die Manufaktur 2009. Warum gerade Marmelade? Und was macht ihre Marmeladen so besonders? Ich habe mit den beiden über ihre Marmeladenleidenschaft gesprochen..
Marmelade – “die schönste Nebensache beim Frühstück”
Wie sind Sie eigentlich auf den Namen Marmóndo gekommen?
Das ist eine Zusammensetzung der Worte Marmelade und Mondo, der Welt. Unser erster Werbeslogan war „Meine Marmeladenwelt“, das wollten und wollen wir unseren Kunden bieten.
Und wie ist es dazu gekommen, dass Sie so eine Marmeladen-Leidenschaft entwickelt haben?
Helgard: Marmelade gab es bei uns eigentlich immer. Als Schülerin habe ich gelernt, Marmelade zu kochen, damals meist schon 2:1, also zwei Teile Früchte auf einen Teil Zucker, damit es nicht zu süß ist und man mehr von der Frucht schmeckt. Marmelade kochen ist ein schöner Bereich, um kreativ zu sein und Dinge einfach auszuprobieren. In kleinen Serien zu mehreren Gläsern macht das total Spaß.

Foto: Marmóndo
Worauf legen Sie bei der Komposition Ihrer Marmeladenrezepte Wert?
Wir haben heute schon über 70 Sorten im Angebot, die alle ihre Daseinsberechtigung haben. Neue Kompositionen müssen sich geschmacklich differenzieren und dürfen keinesfalls so schmecken, wie eine der vorhandenen Sorten. Jede Komposition soll eine individuelle Note haben, anders als die anderen, die schon da sind.
Bei dieser Anzahl vorhandener Geschmacksrichtungen ist das schon eine Herausforderung, aber es kommt ja auch vor, dass wir eine Sorte wieder aus dem Angebot nehmen. Eine gewisse Abwechselung soll schon da sein, das erwarten auch unsere Kunden. Da muss man sich manchmal von einer Sorte trennen, vielleicht auch nur vorübergehend.
Am Ende des Tages zählt aber immer nur eines: der Geschmack.

Helgard Ehrlich-Buschmann
Welche Sorte ist denn Ihr persönlicher Favorit?
Einen einzigen Favoriten zu benennen ist eigentlich nicht möglich, es sind schon mehrere. Und die wechseln auch mit den Jahreszeiten.
Helgard: “Merry Christmas” mit Portwein, einfach toll mit dem Portwein als Hintergrund. “Cerises cassissées”, Kirsche mit Cassis, “Le Gout des Merveilles”, Birne mit Lavendel, “Hello Sunshine! “– Karotte und Orange mit Limette und einem Schuss Ingwer, eine sehr ungewöhnliche Mischung, mit Karotte, aber nicht so, dass diese zu sehr im Vordergrund steht.

Ralf Ehrlich, Portraits: Marmóndo
Ralf: “Figo” (Feige in Portwein gebadet, mit einem Hauch Zimt), da könnte ich mich reinsetzen. “Single Malt Orange” (Orange Fine Cut mit 10 Jahre altem Single Malt Whisky von Glenfarclas), ein herausragender Single Malt Whisky und die komplette Bio-Orange mit Schale. “Soulmate” (Himbeere mit Bourbonvanille, Zimt und einem Hauch Rosenöl), schmeckt sehr, sehr anders als alles was wir vorher an Marmeladen gegessen haben.
Wo finden Sie Ihre Inspirationen?
Manchmal sind es einfach Gelegenheiten, zu denen man seltenes Obst angeboten bekommt und dann überlegt, was man damit machen könnte. Vor einigen Jahren haben wir mal weiße Johannisbeeren angeboten bekommen und am selben Tag auch Weinbergpfirsiche mit weißem Fruchtfleisch. Warum kann man das eigentlich nicht kombinieren? Wir haben das ausprobiert und waren begeistert. Das ist ein typisches Special, das wir in kleinen Auflagen herstellen.
Wir transferieren aber auch aus anderen Bereichen in die Marmeladenwelt, zum Beispiel “Elderberry Dream”, ein Holundergelee mit Vanille, Kardamom und Zimt. Die Idee kam bei einem Holunder-Punsch auf einem Weihnachtsmarkt. Oder das aktuelle “Maienglück”, Waldmeisterauszüge selbst gemacht mit Prosecco und Chardonnay. Das ist einer Maibowle nachempfunden, sehr frisch und anders.
Ihre Lieblingszutat oder eine, die Sie nochmal reizen würde?
Orangen- und Zitronenschalen, entweder gerieben oder in ganz feinen Zesten. Damit kann man ganz tolle Akzente setzen. Bei den Gewürzen lieben wir Vanille, das macht vieles geschmacklich einfach runder. Marmeladen mit der guten Bourbonvanille haben wir zahlreich in unserem Sortiment. Wir würden gerne mehr mit Kräutern arbeiten, zum Beispiel Thymian, Rosmarin oder Salbei. Das hat so etwas Ursprüngliches und Bodenständiges. Dazu würden wir gerne mal eine kleine Serie machen.

Tolle Sorten, hübsche Gläser – eine schöne Geschenkidee.
Was unterscheidet Ihre Marmeladen von den Massenprodukten?
Es sind vor allem die Rezepturen und vielen Geschmacksrichtungen. Der Mainstream folgt den hohen Verkaufszahlen und ist sehr profitorientiert. Da ist kein Platz für ungewöhnliche Fruchtmischungen, ausgefallene Gewürze oder Marmeladen mit Alkohol. Genau hier liegt unsere Stärke und das ist unsere Nische.
Wir haben Spaß am Experimentieren und kümmern uns weniger um den Profit. Von manchen Sorten verkaufen wir nur 50 Gläser im Jahr, aber das ist okay. Es gibt Kunden, die damit glücklich sind. Dann sind wir es auch.
- Die Marmeladenköchinnen von Marmóndo lieben die Handarbeit
- Fotos: Marmóndo
Die ungewöhnlichste Marmelade, die Sie je gegessen haben?
Tatsächlich ist das eine von unseren eigenen: “Soulmate”, Himbeere mit Vanille, Zimt und einem Hauch Rosenöl. Wir hatten vorher schon Erfahrungen mit Rosenblättern gemacht und haben einfach mal Rosenöl ausprobiert. Das war geschmacklich einfach komplett neu. Rosenöl ist so intensiv, dass es auch Begleiter braucht. So haben wir Vanille und Zimt dazugegeben, das lenkt etwas ab und nimmt dem Rosenöl die Dominanz.
Herzlichen Dank für das Gespräch!

Helgard Ehrlich: “Gutes Essen muss nicht kompliziert sein.” Foto: Marmóndo
Ich kann mir so gut vorstellen, wie es in der Küche von Marmóndo duftet, wenn die Marmeladenköchinnen in den riesigen Töpfen rühren und finde es fantastisch, dass es neben all den großen Marmeladengiganten auf dem Markt noch mutige Marmeladencreateure mit Fantasie gibt. Ein besonderer Service ist übrigens auch die Individualisierung von Marmeladen, z.B. für Hochzeiten. Schauen Sie doch mal im Marmeladenparadies vorbei:
Marmóndo Marmeladen Manufaktur
www.marmondo.de
Und das Streuselbrot?
Schmeckt fantastisch mit guter Marmelade und ist recht einfach zu backen. Das Besondere: die Streuselschicht, die das Weißbrot krönt. So lecker! Ob zum Frühstück oder zum Nachmittagstee – für mich ist das Streuselbrot eine echte Wiederentdeckung!
Zutaten:
Für den Hefeteig:
20 g frische Hefe (oder ein Päckchen Trockenhefe)
- 200 ml lauwarme Milch
- 50 g Zucker
- 60 g weiche Butter
- 1 Prise Salz
- 375 g Weizenmehl
- 1 Ei (M), zimmerwarm
Für die Streusel:
- 150 g zimmerwarme Butter
- 150 g Zucker
- 260 g Weizenmehl
- 1 Prise Salz
- 1 Eigelb oder etwas Sahne zum Bestreichen
Zubereitung:
Die zerbröselte Hefe in einem Becher mit 100 ml der lauwarmen Milch und einem Teelöffel Zucker verrühren, bis sich die Hefe aufgelöst hat. Das restliche Mehl und den Zucker in eine große Schüssel geben. In die Mitte eine Mulde drücken und die Milch-Hefe-Mischung hineingeben. Mit etwas Mehl vom Rand verrühren. Die Butter in Flöckchen auf dem Mehlrand rundherum verteilen (so haben später alle Zutaten die gleiche Temperatur). Die Schüssel abgedeckt an einem warmen Ort 10 Minuten stehen lassen.
Salz, restliche Milch und das Ei hinzugeben und alles gut vermischen. Den Teig kneten, bis ein glatter Teig entsteht, der sich vom Schüsselrand löst. Gut abgedeckt an einem warmen Ort 1–2 Stunden gehen lassen, bis er sich ungefähr verdoppelt hat.
Hmm… Streusel
Für die Streusel alle Zutaten solange vermischen, bis sich Streusel bilden.
Eine große Brot-Kastenform (ca. 30 cm, am besten mit Rand) einfetten und mit Mehl bestäuben. Den Teig noch einmal durchkneten und zu einem Laib formen, der in die Form passt. Den Teig mit einem verquirlten Eigelb (oder etwas Sahne) bestreichen. Die Streusel darauf verteilen. Es ist gewollt, dass sie an den Rändern die Lücken füllen und sorgt später für besonders leckere Brotkanten. Die Form abdecken und noch einmal ca. 1 Stunde gehen lassen. Den Ofen auf 175° C Ober-Unterhitze vorheizen.
Das Streuselbrot auf dem Rost 30 – 35 Minuten backen.
Gut Ding will Weile haben…
Das Streuselbrot abkühlen lassen und mit Hilfe eines sauberen Geschirrtuches (es fängt hinabfallende Streusel auf!) aus der Form stürzen. Noch warm, ist es sehr fluffig. Meine Familie und ich mögen es am liebsten, wenn es eine Nacht in Folie gewickelt im Kühlschrank verbracht hat.
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Leontine Hagoort – Designerin aus Rotterdam