„Das Unbewegliche beeindruckt mich. Diese Flasche, dieses Glas, ein großer Stein an einem verlassenen Strand, diese Dinge bewegen sich nicht, aber meine Phantasie bewegen sie sehr.“
Joan Miró (1893–1983)
Ddieses Zitat des grenzenlos kreativen spanischen Künstlers kam mir bei einem unserer zahlreichen Familien-Waldspaziergänge in den Sinn, als wir mal wieder eine Menge Naturmaterial gesammelt hatten – Dinge, die unsere “Fantasie bewegen”. Es ist so schön zu sehen, wie unglaublich viele grandiose Schöpfungen die Natur für uns bereithält. Man muss sie nur entdecken. Wurzelholz, das aussieht wie ein Vogel. Interessante Rindenstücke, die sich wie Stalagmiten zuspitzen. Ein Hölzchen, das einem Pferdekopf ähnelt…
All diese Sammelobjekte haben uns auf die Idee gebracht, daraus Skulpturen zu bauen.
Gerade für unsere Kinder finde ich es so wichtig, die Natur mit Neugier, Abenteuerlust und natürlich mit Respekt zu durchstreifen. Jetzt, während der Corona-Krise, sehe ich hier im Norden Deutschlands viele Familien durch die Wälder laufen. Viel mehr als sonst. Kinder spielen in flachen Bachläufen, klettern über umgestürzte Bäume, balancieren über Gräben, flitzen über Stock und Stein. Das habe ich in den 12 Jahren, die ich bereits am Waldrand wohne, vermisst. Wo steckten all die Kinder? Warum spielten sie nicht draußen? Mögen sie es nicht? Haben sie keine Zeit? Dabei erlangen sie doch in der Natur Fertigkeiten, die keine App vermitteln kann.
Zurzeit werde ich bei meinen Spaziergängen so sehr an meine Kindheit erinnert, in der das Spielen in der Natur ein wichtiger Bestandteil war. Ich glaube, um als Erwachsener einen Sinn für die Schönheit der Natur zu behalten, ist es wichtig, als Kind einen Bezug zu ihr aufzubauen. Dann braucht man auch als Erwachsener keinen Leitfaden zum “Waldbaden”. Dann weiß man instinktiv, was für eine Energiequelle der Wald in jeder Hinsicht ist!
Ein Atelier im Garten
Ich finde es toll, dass Kinder noch einen offenen Blick haben und in Dingen etwas sehen. Ihre Fantasie ist doch eigentlich unerschöpflich – das zu erhalten ist die Kunst. Und so habe ich mich mit den Kindern an die Arbeit gemacht: Wir haben aus unseren Waldfunden einige Skulpturen gebaut. Mit Säge, Handbohrer, Pinsel und Farbe bestückt, sind wir zu echten Handwerkern geworden – und zu kleinen Künstlern. Und ganz wichtig: Teil des kreativen Arbeitens ist es auch, den Prozess zu genießen – nicht nur das Ergebnis. Ich hoffe, ich kann Sie ein wenig inspirieren…
Das Waldpferdchen
Aus zwei Holzstücken haben wir unsere Waldpferde-Skulpturen gebaut. Ein Stück Holz in Form eines Pferdekopfes, dazu ein Aststück als Körper. Mähne und Schweif haben wir aus einfachem Draht um festen Blumen-Steckdraht (Ø: 1,6 mm, aus dem Gartencenter) gebogen. Damit der Draht spannender zu dem verwitterten Holz aussieht, kann man die fertig gebogenen Mähnen- und Schweifteile mit einem Schwung Holz in die Feuerschale legen. Das Feuer färbt den Draht schwarz und leicht bronzen – ein schöner Effekt! (Wer nicht die Möglichkeit hat, ein Feuer zu machen, kann die Drahtteile auch vorsichtig in der Flamme einer Kerze schwärzen).
Ist das Feuer erloschen und die Asche erkaltet, sieht man das Ergebnis und kann die Pferde mit einem Handbohrer und Flüssigkleber zusammensetzen. Für die Beine haben wir ebenfalls schwarzen Blumen-Steckdraht gewählt. Als Sockel dienen zugeschnittene Holzklötze (ca. 10 x 6 x 2 cm). Die “Füße” des Pferdchens mit einem Tupfer Farbe versehen und auf dem Klotz platzieren – so erhält man Abdrücke und weiß, wo man die Löcher für die Beine bohren muss. Die Pferdebeine lassen sich dann einfach in den Sockel schieben und mit Flüssigkleber fixieren.
Zum Schluss haben wir den Pferdchen noch kleine Ohren aus Leder angeklebt und den Schweifansatz und die Beinansätze mit ein wenig Papiermaché umgeben. Dem Sockel kann man einen beliebigen Farbanstrich geben.
Skulpturen aus dem Feuer
Für einige Pferdekörper haben wir Holzklötzchen (ca. 10 x 6 x 2 cm) mit einer Zange über die Feuerschale gehalten und kurz anbrennen lassen. Abgekühlt kann man das stark verkohlte Holz mit einer Holzpfeile abpfeilen. Das so bearbeitete Holz hat eine interessante Farbe und eignet sich toll als Pferdekörper – und das Experimentieren macht nicht nur den Kindern Spaß.
Vogel-Skulpturen
Für unsere Vogel-Skulpturen haben wir Holzstücke mit Papiermaché-Köpfen versehen. Im Bastelgeschäft (z.B. hier) gibt es Papiermaché in Pulverform zum Anrühren. Das eignet sich ganz gut für solch filigrane Modellierarbeiten.
Einem Baumwurzelholz haben wir den gefärbten Aufsatz eines alten Pinsels aufgesteckt. Um die Metallhalterung konnten wir den Kopf modellieren, so dass die Borsten als Federschopf oben herausgucken. Ist der Kopf getrocknet, kann man dem Vogel ein Gesicht aufmalen. In zwei vorgebohrte Löcher lassen sich dann die Beine (Blumen-Steckdraht) mit etwas Flüssigkleber einsetzen. Der Vogel kann dann auf einem Sockel platziert werden (siehe Waldpferdchen).
Großer Waldvogel
Einem größeren aufgesprungenen Holzstück haben wir zuerst von unten zwei Löcher für die “Beine” gebohrt. Eine Kopfunterkonstruktion aus Draht, mit Malerkrepp umwickelt, sorgt für Stabilität. Jetzt kann man den Vogelkopf modellieren. Als Schnabel dient ein Holzstück, das mit Hilfe eines Drahtes in den Kopf geschoben wird. So auch das Holzstück, das als schmucker Kamm oben auf den Kopf gesteckt wird. Für die Halskrause haben die Kinder trockene Tannenzweigspitzen in den Papiermaché-Kopf geschoben. Ist alles trocken, kann man die Beine (hier haben wir Messingstäbe aus dem Baumarkt genommen) einschieben und den Vogel auf einem Sockel fixieren.
In guter Gesellschaft
Ein lustiges Holzstück mit zwei “Ohren” hat mein Sohn einfach mit zwei Messingbeinen auf einen Sockel gesetzt, den Kopf weiß angemalt und mit schwarzer Acrylfarbe ein Gesicht aufgebracht. Der Kopf-Füßler ist nun der Hingucker in einem Stillleben auf unserem Couchtisch.
Natürlich schön
Drei lange, spitz zulaufende Rindenstücke eines umgestürzten Baumes haben wir einfach mit Messingstäben auf Sockel gesetzt und mit ein wenig leuchtend blauer Farbe Akzente aufgebracht. Das Rinden-Triptychon wirkt sehr dekorativ!
Die Natur füttert uns doch förmlich mit Inspirationen!
Ich finde die Skulpturen toll! Vieles ergibt sich bei der Arbeit. Ich möchte nur einige Anregungen präsentieren, wie Sie – ob mit oder ohne Kinder– zu Schöpfern kleiner Kunstwerke werden können. Es macht Spaß zu sägen, zu bohren, zu formen und die tierische Herde wachsen zu sehen. Die fertigen Skulpturen lassen sich perfekt in kleine Stillleben auf Anrichten, Fensterbänken oder Tischen integrieren. Sie haben auf jeden Fall Persönlichkeit und erinnern uns an wunderschöne kreative Momente.
Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem besteht darin, wie es ein Künstler bleiben kann, wenn es aufwächst.
Pablo Picasso (1881 – 1973)
Weitere Kreativprojekte:
Vergoldete Tierskulpturen aus Pappmaché
DIY-Skulpturen: Drei mal schwarzer Kater
Liebes Team, ihr habt tolle Inspirationen. Wir interessieren uns allerdings für eure tolle Feuerschale. Vielleicht könnt ihr uns verraten wo ihr die gekauft habt?
Freundliche Grüße
Liebe Frau Schiller,
vielen Dank! Die Feuerschale habe ich bei loberon.de bestellt. Hier der Link:
Herzliche Grüße!
Larissa Wasserziehr