Lieber Brief,
hey alter Freund, ich habe so lange nichts von Dir gehört. Wo steckst Du? Hast Du Dich tatsächlich erst von der Postkarte und dann von den digitalen Botschaften verdrängen lassen? Das kann doch nicht sein. Ich wünschte, Du hättest die Stärke, Dich neben all den einförmigen Nachrichten zu behaupten. Du hast doch Persönlichkeit und Format!
Vor ein paar Tagen ist mir ein Kollege von Dir in die Hände gefallen. Ein schönes Gefühl – so ein glücklicher Zufall. Ich suchte ein Rezept und plötzlich hielt ich einen Brief meiner Mutter in der Hand, er steckte in einem Backbuch. Die Lektüre führte mich zurück in meine Studentenzeit, die Handschrift meiner Mutter ist mir so vertraut. Was für ein wertvolles Stück Papier!
Wieso nehmen wir uns kaum noch die Zeit, handschriftlich etwas an liebe Menschen zu schreiben? Etwas, das bleibt. Als Erinnerung in einem Kästchen oder in einem alten Ordner. Wie vieles haben wir aus Briefen über unsere Geschichte, über uns selbst und unsere Kultur erfahren? Schade, wenn das alles verloren geht. Kein Papier, keine getrocknete Tinte, keine handgeschriebenen Buchstaben, die uns den Schreiber nahe sein lassen.
Lieber Brief, ich glaube, jeder würde sich freuen, Dich mal wieder zwischen Rechnungen und Werbung im Briefkasten zu finden! Ich versuche mal, ein gutes Wort für Dich einzulegen. Vielleicht machen meine Anregungen für selbstgestaltetes Briefpapier ja dem einen oder andern Lust? In diesem Sinne: Schreib mal wieder! Ich vermisse Dich!
Alles Gute und auf bald!
Larissa
Und so macht Briefe schreiben Spaß:
In einem Buch über die gemalte und gezeichnete Post berühmter Künstler (“Gemalte Künstler-Post: Karten und Briefe deutscher Künstler aus dem 20. Jahrhundert von Gerhard Wietek), habe ich entdeckt, wie einfach und spaßig es sein kann, selber das passende Briefpapier zu gestalten. Auf weißem Papier, mit Tusche, Filzstift oder Tinte. Vielleicht passend zum Inhalt des Briefes? Oder einfach verziert mit Mustern, die ein weißes Blatt persönlich machen. Allerdings hier ganz ohne Anspruch auf künstlerischen Wert! Und dann einfach loslegen, schreiben, was man erlebt und welche Gedanken einen bewegen.