Haben Sie manchmal Langeweile? Tun Sie nichts, schauen nur so vor sich hin und plötzlich: BÄM! ist da eine Idee. Eine Idee, was man tun könnte, eine Lösung für eine Fragestellung oder einfach ein richtig guter Einfall. Ich erlebe dieses Phänomen häufiger, besonders bei meinen Kindern. Erst stapfen sie unschlüssig herum und wissen nichts zu tun… laaangweilig. Und dann, ganz plötzlich, geschäftiges Gewusel. Auf diesem Nährboden der Ruhe und des Nichtstuns sprießen die wundervollsten und kreativsten Ideen wie Blumen hervor.
Langeweile zu haben bedeutet auch, die Freiheit für etwas zu haben.
Vielleicht blättert man in einem Buch, einem Magazin oder hört Musik und plötzlich verknüpfen sich die Gedanken mit dem Gesehenen oder Gehörten – und ein guter Einfall ist geboren.
Unmöglich in der Hektik, die uns umgibt? Ich denke, wir sollten unsere Lebenszeit mehr wertschätzen und uns bewusst für etwas, aber auch mal gegen etwas entscheiden. Stellen wir uns die Frage “Was ist mir wirklich wichtig”, bringen wir vielleicht etwas Ruhe in unser Leben und verzetteln uns nicht andauernd. Meine Familie und ich entscheiden uns immer wieder bewusst gegen verplante Zeit, um genau diesen Nährboden für Kreativität und Muße zu schaffen.
Meine Idee für die Schachbrett-Bilder entstand an einem herrlich langweiligen Ferientag beim Durchblättern eines Buches über eine der stilprägendsten Innenarchitektinnen und Designerinnen des 20. Jahrhunderts, Andrée Putmann. Als sie in den 80er Jahren ein Hotel in New York gestalten sollte, war ihr Budget so gering, dass sie für die Badezimmer die “billigsten Kacheln der ganzen Vereinigten Staaten” (Zitat Andrée Putmann) suchen musste. Und so wurde aus der Not heraus eine geniale Idee geboren. Statt die Badezimmer mit kleinen weißen Kacheln auszustatten, fragte sie auch nach schwarzen Exemplaren und kachelte die Badezimmer im Schwarz-Weiß-Schachbrettmuster – fortan ein Markenzeichen Putmanns.
So simpel die sich aneinanderreihenden Quadrate auch sein mögen, so effektvoll sind sie. Der klare Kontrast, die klaren Formen. Langweilig? Nein, eine perfekte Komposition! Sogar die Natur – in meinen Augen die genialste unter allen Schöpfern – hat mit diesem Muster die Blüten einer wunderschönen Zwiebelblume, der Schachblume (Fritillaria), gestaltet.
Es muß nicht kompliziert sein
Gemeinsam mit meinen Kindern habe ich die Idee für die DIY-Wanddekoration entwickelt. Quadrate ausmalen ist nicht schwer, aber es hat fast etwas Meditatives, jedem Quadrat des Musters eine eigene Optik zu verleihen. In solchen Momenten kann man spüren, dass es uns glücklich macht, wenn wir in einer Tätigkeit voll und ganz aufgehen. Das Leben verlangsamt sich. Es tut gut, sich für etwas Zeit zu nehmen.
Wir haben mit Acrylfarben auf Leinwandquadraten (30 x 30 cm) gearbeitet. Beim Malen kann man herrlich seine Neugier ausleben, das Material erforschen und tolle Effekte erzielen. In die Acrylfarben arbeiteten wir getrocknete Pflanzenteile, Gräserfragmente, Zwiebelschalen und geriebene Kreide ein. So bekommt die Farbe eine plastische Anmutung. Mit kleinen Spachteln schoben wir die dicke Farbe hin und her, um innerhalb der Quadrate für Strukturen zu sorgen. Wir waren offen für Experimente.
Aus roten Zwiebelschalen und schwarzen Teeblättern haben wir einen Sud gekocht, mit dem wir hier und da die Pflanzenteile betupften. Durch die natürliche, rötliche Färbung entstanden spannende Effekte.
Rand und Kanten der Keilrahmen habe wir mit Wandfarben mit drei Anstrichen gefärbt, aber natürlich kann man auch hierfür Acrylfarben benutzen.
So sind drei Schachbrett-Bilder entstanden. Eines Schwarz-Weiß, eines Blau-Weiß und eines Grün-Weiß.
Material:
Quadratischer Keilrahmen (Größe nach Wunsch), Acrylfarben (für die Umrandung habe ich Wandfarben in Probedöschen genommen), Pinsel, Bleistift und Lineal zum Vorzeichnen, Naturmaterialien zum Einarbeiten, Kreide (z.B. Straßenkreide), Reibe
Zwiebel-Tee-Sud: Schalen von roten Zwiebeln und einige schwarze Teeblätter mit einer Tasse Wasser aufkochen und etwas ziehen lassen.
Alternative:
Wer mag, kann aus einem Lederrest einen Streifen mit der Breite des seitlichen Randes und der Länge des Umfangs zuschneiden und als “Rahmen” stramm um das Bild kleben.
Zur DIY-Anleitung der Bilderstative, die auf manchen Fotos zu sehen sind, geht es hier.
Mehr Inspiration zur Gestaltung von Wänden gibt es hier.