Je dunkler und kälter es draußen wird, desto wärmer leuchtet es in den Fenstern. Es ist wieder Zeit, dass ein Meer von Kerzen Licht ins Dunkel bringt. Zeit für ein bisschen Magie, für die alten Lieder und Geschichten, die süßen Düfte und das geheimnisvolle Getuschel im Haus. Zeit für Wünsche und Zeit für liebevolle Geschenke.
“Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.”
Buddha (560 – 480 v. Chr.)
Es ist Advent, die Zeit des Innehaltens. In diesem Jahr gelingt das – notgedrungen – manchmal vielleicht sogar besser als in den vergangenen Jahren. Es ist eine merkwürdige, für viele Menschen auch einsame Zeit.
Umso wichtiger ist es doch, dass wir es uns trotzdem schön machen und unseren Lieben eine ganz persönliche Freude bereiten. Eine gedankliche Umarmung aus der Ferne sozusagen. Vielleicht wollten Sie schon längst einmal wieder kreativ werden?
Geschenke zum Dahinschmelzen
Schenken Sie Kerzen! Denn es ist Zeit für Kerzen und jeder freut sich über diese zutiefst analogen Leuchtmittel, deren Charme und Atmosphäre bisher von elektrischen Alternativen unerreicht ist. Der Blick in eine Kerzenflamme hat – ähnlich wie der Blick zum Mond, in die Sterne oder in ein Lagerfeuer – etwas Verbindendes. Die tänzelnden Flammen regen zum Träumen an. Das Licht der Flamme ist hintergründig. Nicht alles wird hell erleuchtet. Schatten bewegen sich und in den Augen der Betrachter entsteht ein Funkeln.
Licht steht von jeher für Hoffnung. Und Hoffnung, Stärke und ein lebendiges Funkeln in den Augen sind zur Zeit so wichtig.
Doch was wäre ein gutes Geschenk ohne eine schöne, nachhaltige Verpackung? Schließlich steckt doch der Zauber im Detail.
Ich habe aus alten Leinen-Geschirrtüchern kleine Säckchen für die Kerzen, die ich verschenken möchte, genäht und mit bedruckten Anhängern aus handgeschöpftem Papier versehen. Das Besondere: das Leinen und das Papier habe ich ganz natürlich mit der Schale und den Kernen der Avocado gefärbt. Rosa! Ja, tatsächlich. Die rubbelige grünbraune Schale der Frucht und ihr Kern färben – kocht man sie – das Wasser tief rot. Mit diesem Sud, der an Glühwein erinnert, lassen sich Naturstoffe wie Leinen und Baumwolle ganz unkompliziert in wunderschönen Zartrosa‑, Altrosa- und Rosenholztönen färben. Ein kleines Wunder! Und es könnte doch nicht besser passen, dass Rosa nun in der Farbdeutung auch noch die Farbe der Nächstenliebe ist.
Rosaroter Advent
Typisch Natur – sie trifft mal wieder genau den Ton. Das Rosa, das beim Färben mit Avocadoschalen und ‑kernen entsteht, ist fantastisch. Nicht kitschig, nicht künstlich, nicht aufdringlich – perfekt! Und zwar in jeder Nuance. Das Ergebnis hängt von der Länge des Bades in dem roten Sud ab. Je länger, desto intensiver.
Wichtig ist, die Avocadoschalen gut auszulöffeln und anschließend mit Wasser zu reinigen, damit kein Fruchtfleisch mehr daran haftet. Ich habe Schalen und Kerne in einem Gefrierbeutel im Tiefkühlfach gesammelt – man kann ja nicht so viele Avocados auf einmal essen.
Anleitung:
Meine fertigen Säckchen haben die Maße 15 cm x 23 cm. Das passt für lange Stabkerzen ganz gut. Aus einem alten Geschirrhandtuch konnte ich so genau 5 Säckchen nähen.
Sie brauchen für die Säckchen:
- Leinen- oder Baumwollstoff, gewaschen
- Avocadoschalen und ‑kerne (ca. 300 g/ca. 4–5 Avocados)
- Stoffrest (z.B. Stück eines Bettlakens), idealerweise weiß, ca. 70 cm x 70 cm
- einen großen Topf (er kann nach gründlicher Reinigung wieder zum Kochen genutzt werden)
- ca. 6 Liter heißes Wasser
Wer nur ein kleines Stoffstück färben möchte, kann die Mengen auch halbieren.
- Einen Streifen (ca. 4 cm) vom Stoffrest abschneiden. Gereinigte Avocadoschalen und ‑kerne mittig auf dem Stoffrest platzieren und ein Bündel bilden. Mit dem Stoffstreifen fest zubinden.
- Das Bündel in den Kochtopf legen und mit kochendem Wasser aus dem Wasserkocher übergießen. Mit heißem Wasser aufgießen (auf ca. 6 Liter) und zum Kochen bringen.
Nun wird das Bündel mindestens 1 Stunde gekocht, damit der Farbstoff freigesetzt wird. Das Bündel vorsichtig aus dem Wasser nehmen. Im Waschbecken abkühlen lassen. - Den Stoff für die Säckchen nun unter kaltem Wasser gut durchnässen und in das Farbbad geben. Unter ständigem Rühren den Stoff färben, bis die gewünschte Intensität erreicht ist. Ich hatte mehrere Geschirrtücher und habe etwas experimentiert.
- Den Stoff mit einer Zange aus dem Farbbad nehmen und unter kaltem Wasser ausspülen. Hierbei verändert sich die Farbintensivität noch mal. Wer mehr Farbe möchte, kann das Bad dann beliebig fortsetzten.
- Den Stoff am besten liegend trocknen und im Anschluss bügeln.
Säckchen nähen
Aus dem gefärbten Stoff nun kleine Säckchen in der gewünschten Größe nähen. Ich habe die Geschirrtücher (46 cm x 85 cm) längs mittig gefaltet, zugeschnitten und dann nur die Seiten der Säckchen aufeinander gesteppt und versäubert. Die Webkante liegt so an der Öffnung. Im Falle einer offenen Kante empfiehlt sich ein gekettelter Abschluss oder ein kleiner Saum.
Tipp: Das große weiße Baumwolltuch, mit dem das Bündel geschnürt wurde, unbedingt anschauen. Meines hatte eine ganz hübsche Batikoptik, und ich habe Schleifenbänder daraus geschnitten und knappkantig umsteppt.
Anhänger aus handgeschöpftem Papier
Handgeschöpftes Papier (ca. 180 – 300 g/m²) bekommen Sie überall, wo es Künstlermaterial gibt. Um die hübschen Ränder zu erhalten, reißt man es an einem Metalllineal entlang auf das richtige Maß zu (vorher die Linien zur Vorbereitung gut knicken).
Ich habe Rechtecke und Rauten gewählt und teilweise in die Mitte eine farbige Fläche mit Acrylfarbe gesetzt. Nach dem Trocknen kann mit einem Stempel und Goldfarbe ein Motiv aufgedruckt werden.
Ich habe meinen Vogel-Stempel selber aus Stempelgummi geschnitzt (wie schon beim Thema Buchbinden). Auch aus Moosgummi oder Kartoffeln lassen sich Stempel fertigen. Vorlagen findet man in Büchern oder man nimmt eine Keks-Ausstechform zur Hilfe.
Einige Papiere habe ich auf die Größe einer Streichholzschachtel zugeschnitten und bedruckt. Klebt man sie auf die Schachtel auf, sieht die Streichholzschachtel auf dem Tisch gleich viel hübscher aus.
Tipp: Besondere Stempel gibt es bei Stempel Jazz, einer Handdruckmanufaktur in der Lüneburger Heide.
Kreativ beflügelt
Eine weitere Idee, die man auch sehr schön mit Kindern umsetzen kann, ist das Ausstechen von Anhängern aus lufttrocknendem Softton. Er lässt sich sehr gut kneten, wird sehr fest und kann nach dem Trocknen bemalt werden. Wir haben den Ton geknetet, ausgerollt und mit Keksförmchen Vögel ausgestochen. Mit einem Zahnstocher kann man ein kleines Loch hineinstechen und die Anhänger dann gut trocknen lassen. Wir haben die Vögel mit Acrylfarbe in Rosa angemalt.
Und da es so einen Spaß macht zu kneten und zu formen, haben wir aus dem Ton noch kleine Kerzenleuchter geformt und nach dem Trocknen angemalt.
Kostbare Momente
Jetzt geht es ans Verpacken! Die Kerzen in das Säckchen stecken, mit einer hübschen Schleife, einem Juteband oder dicker Wolle zusammenbinden und mit einem Papieranhänger oder einem Tonanhänger schmücken.
Die Säckchen eignen sich natürlich auch wunderbar zum Verpacken von Nüssen, Tee oder kleinen Kosmetikprodukten und sie können immer weiter benutzt werden, z.B. zum sicheren Verstauen von Schmuck.
Die Zeit, in der solche selbstgemachten Präsente entstehen, ist kostbar. Die Arbeit mit ästhetischen Materialien inspiriert und beruhigt. Und vielleicht duftet nebenbei ein Tee und es brennt eine Kerze…
Licht
Licht breitet sich aus
Eine Kerze
Entzündet in der Dunkelheit
Gibt Licht
Sie erleuchtet
Läßt erkennen
Gibt Hoffnung
Eine Kerze
Auch Du
Kannst
So eine Kerze sein
Es ist Advent
(Gudrun Kropp, *1955, Lyrikerin, Aphoristikerin)
Weitere Geschenke zum Selbermachen:
Liebe Larissa, wie immer eine wunderbare Fülle an Inspirationen! Vielen Dank und lieben Gruß! Insa
Liebe Insa, wie schön, dass es Dir gefällt! Vielen Dank und herzliche Grüße! Larissa
Hallo, das klingt spannend! Kann man den Sud auch aufheben und später wieder verwenden?
Viele Grüße von Sabine
Liebe Sabine,
ich habe noch mal ein wenig recherchiert. Ich habe meinen Sud knapp eine Woche stehen lassen. Die Farbe verändert sich ein wenig aber es sind immer schöne Ergebnisse entstanden. Ob man den Sud viel länger – beispielsweise in einem Deckelglas im Kühlschrank oder gar eingefroren – aufbewahren kann, konnte ich nicht herausfinden. Es wäre aber einen Versuch wert. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren und grüße Sie herzlich!
Larissa Wasserziehr
Was für eine wunderbare Idee 😍 Muss nach dem Färben fixiert werden oder hält die Farbe Waschgänge aus? Liebe Grüsse Irmi
Liebe Irmgard,
vielen Dank! Eigentlich muss die Farbe nicht extra fixiert werden. Um aber sicher zu gehen, dass die Farbe auch nach mehreren 30-Grad-Wäschen nicht verblasst, kann man den Stoff nach dem Färben ausspülen und dann für eine Stunde in ein kaltes Bad mit ca. 100 ml Essigessenz legen. Das fixiert die Farbe.
Viel Freude und herzliche Grüße!
Larissa