Ich habe ein Faible für Möbel mit Geschichte. Für mich sind sie lebendige Erinnerungen an liebe Menschen, an Orte, an Momente. Das Gefühl, über den Flohmarkt zu schlendern und plötzlich magisch von einem Möbel oder Accessoire angezogen zu werden, kennen viele. Oder die liebevolle Erinnerung an die Großmutter, die stets in ihrem Lieblings-Sessel saß.
Es ist schön, Erbstücke, Souvenirs und Erinnerungen ins Wohnumfeld einzubauen. Der Mix macht es – weil er unser Leben reflektiert!
Tolle Effekte entstehen, wenn man antike Möbel in einen neuen Kontext stellt. Großmutters Standuhr in die Küche, die Wohnzimmervitrine ins Schlafzimmer zur Aufbewahrung der Schmuck- und Handtaschensammlung oder das Kiefernholz-Nachttischchen ins Bad für Tiegel, Tuben & Co.
Wenn ich Inspiration in dieser Sache suche, lohnt sich für mich immer ein Blick nach Frankreich. Die Franzosen haben ein untrügliches Gespür für Stil. Die nonchalante Art, geliebte Dinge zusammenzubringen, gefällt mir. Abnutzungen und Gebrauchsspuren werden nicht versteckt. Man lässt die Dinge ihre Geschichten erzählen und sieht in der Unvollkommenheit den Reiz.
Genau diesen Ansatz habe ich mir bei der Überarbeitung unserer Ohrensessel zu Nutze gemacht. Beide wunderschön und bequem – aber sie brauchten neue Kleider!
Ein neuer Leinenbezugsstoff und ein antikes festes Naturleinen mit hellem Streifen (aus einem riesigen Tuch, das ursprünglich zur Abdeckung von Erntewagen diente) haben den alten Sitzmöbeln wieder neues Leben eingehaucht, ohne die Ausstrahlung der betagten Stücke zu zerstören. Einen Sessel habe ich fest beziehen lassen, der andere hat eine abnehmbare (und somit zu reinigende) Husse bekommen.
Bezüge oder Hussen kann man gut nutzen, um ganz unterschiedliche Stücke optisch zu verbinden. Meistens sind die antiken Möbelstücke handwerklich ganz hervorragend gearbeitet. Das Holz wurde lange abgelagert, ist von bester Qualität. Es lohnt sich also unbedingt, solch einem Möbelstück eine Chance zu geben und ein wenig Arbeit und Geld zu investieren.
Stoffauswahl
(unbezahlte Werbung) Passende Stoffe findet man in Hülle und Fülle. Zu meinen Favoriten unter den Bezugsstoffen zählt der unifarbene Leinen-Baumwollmix “Linara” der Firma Romo. Es gibt ihn in 360 Farbtönen – einer reichen Palette, die eine optimale Anpassung an nahezu jedes Ambiente ermöglicht. Aber auch das feste Leinen “Brera” von Designers Guild gibt es in sehr schönen Nuancen.
Die Leinenstruktur passt gerade zu den betagten Sitzmöbeln sehr gut, da sie mit Natürlichkeit, Frische und rustikaler Anmutung alte Sessel auf ein neues Niveau hebt. Die Haptik ist angenehm und der Clou: beide Stoffe sind waschbar, was sie besonders für abnehmbare Bezüge so attraktiv macht.
Auch alte Leinensäcke, die man auf Antikmärkten oder online bekommt, eignen sich gut zum Beziehen von Sesseln oder Stühlen. Das feste, dichte Material setzt einen spannenden Kontrast zu etwas opulenteren Möbeln.
Hallo, ich habe eine kurze Frage: wie hat das mit der neuen Husse funktioniert? Kann man die irgendwo anfertigen lassen oder haben Sie die selbst genäht? Ich habe einen alten Sessel geeerbt den ich gerne ein wenig verschönern möchte. Momentan bin ich allerdings überfragt wie das am besten funktioniert. Besorge ich den Stoff für so eine Husse selbst und bringe das dann wohin zum Anfertigen? Und woher weiß ich wie viel Stoff ich brauche? Vielen Dank für Ihre Antwort
Liebe Frau Hegele,
wie schön, dass Sie Ihrem geerbten Sessel eine neue Chance geben wollen. Es gibt so eine große Vielfalt an Stoffen, die es uns ermöglicht, ein Möbelstück perfekt in unsere Einrichtung zu integrieren. Die Husse aus violettem Leinen habe ich von einem Polsterer nähen lassen. Der Polsterer hat mir auch gesagt, vielviel Stoff er benötigt (das konnte er mir aus Erfahrung am Telefon sagen, ohne den Sessel zu sehen). Die Husse hat den Vorteil, dass man sie hin und wieder abnehmen und reinigen kann. Es gibt Polsterer, die auch Stoffe im Angebot haben. Ich habe meinen Stoff selber besorgt. Es ist nur wichtig, dass man einen Stoff wählt, der als Bezugsstoff ausgeschrieben ist – er braucht eine gewisse Festigkeit. Gerade habe ich einen Antikladen in Hamburg entdeckt, der antikes französisches, festes Leinen (ca. 200 x 350 cm) in wunderschönen Farben einfärben lässt. So ein großes Stück würde sich beispielsweise auch sehr schön eignen. Oder Sie wählen einen gemusterten Stoff. Ob modern, klassisch oder verspielt – auch das kann sehr schön zu einem alten Sessel passen – aber da haben Sie bestimmt schon eine Idee, oder? Natürlich können Sie den Sessel auch fest beziehen lassen. Dazu reicht oft schon etwas weniger Stoff. Sicher gibt es auch in Ihrer Nähe einen Polsterer oder einen Raumausstatter, der Ihnen helfen kann (im Internet findet man Adressen in der Nähe). Ich wünsche Ihnen viel Glück und hoffe, dass Sie bald einen wunderschönen neuen “alten” Sessel zu Hause haben werden. Viele Grüße! Larissa Wsserziehr