Kindheitsrezepte sind wie Souvenirs aus einer Zeit, in der für die meisten von uns alles leicht, sorglos und bunt erschien. Unser Gaumen und unser Geruchssinn liefern uns immer wieder Erinnerungen an Festtage, Urlaube, Sonntagsausflüge. Vielleicht erinnern wir uns auch einfach an Momente, in denen wir mit Freunden und Familie um einen Tisch saßen, redeten und lachten. Augenblicke, in denen sich die kleine Welt um uns herum genau richtig anfühlte.
Die Welt braucht Kuchen!
Ich denke gerne an die Zeiten der klassischen Sonntagsausflüge zurück. Eines meiner Kindheitsrezepte ist die Buchweizentorte mit Zwetschgen. Es gab sie immer in einem unserer Lieblings-Cafés im Künstlerdorf Worpswede. Das Café gibt es so leider nicht mehr – der Geschmack der köstlichen Torte ist mir jedoch stets in Erinnerung geblieben. Deshalb habe ich einmal versucht, die Buchweizentorte zu rekonstruieren. Denn sie ist mehr als nur eine Torte… sie ist der Geschmack meiner wunderbaren Kindheit…und jetzt im Herbst schmeckt sie am besten.
Das Blau der Zwetschgen
Ich mag den Herbst. Das Licht verändert sich, die Düfte werden schwerer. Iintensive und warme Farben erfüllen unsere Sinne. Die Zeit der knisternden Kaminfeuer beginnt. Das Blau der Zwetschgen passt ganz wunderbar dazu. Es ist herrlich hintergründig und fügt sich in diese Stimmung, in der wir wieder dichter zusammenrücken, es uns gemeinsam gemütlich machen.
Verliere mich in Zwetschgenblau,
Zinnoberrot und Himmelgrau.
Der Herbst ist nicht geneigt zu geizen
mit seinen dunkelbunten Reizen.
Ein tiefes Gold, ein schweres Grün
Ich mag dies wundersame Glühen…
Buchweizen – ein Pseudogetreide
Der Name mag irreführend sein, aber Buchweizen ist kein Getreide. Botanisch gehört die Pflanze zu den Knöterichgewächsen. In letzter Zeit erlebt Buchweizenmehl eine Renaissance, da es glutenfrei ist und somit für viele Menschen eine tolle und sehr gesunde Alternative zu Weizen darstellt.
Mit seinem kräftigen Geschmack und seiner leicht grauen Farbe eignet sich Buchweizen gut für Torten, finde ich. Und die Kombination mit aromatischen Zwetschgen erscheint mir nahezu perfekt!
Aber nun zur Buchweizentorte mit Zwetschgen:
Zutaten:
- 1,2 kg Zwetschgen
- gemahlene Vanilleschote
- Kardamom
- Rohrzucker
- 1 Päckchen Tortenguss (rot)
- eventuell 2 EL Pflaumenmarmelade oder etwas roten Saft
- 200 g zimmerwarme Butter
- 200 g Rohrzucker
- 6 Bio-Eier (Eiweiß und Eigelb trennen)
- 200 g Bio-Buchweizenmehl
- 200 g gemahlene Mandeln
- Salz
- 1 Beutel Bourbon-Vanillezucker
- 1 TL Backpulver
- 1000 ml Schlagsahne
- 2 Beutel Sahnesteif
- 1 Beutel Bourbon-Vanillezucker
- 1 Tafel Zartbitterschokolade 70% oder Schokostreusel bzw. ‑flocken für die Dekoration
Zubereitung:
Den Backofen auf 175° (Umluft) vorheizen.
Die gewaschenen Zwetschgen entsteinen und in Viertel schneiden. Die Zwetschgenspalten auf ein Backblech oder in eine Ofenform legen und gleichmäßig mit geriebener Vanilleschote, etwas Kardamom und braunem Zucker bestreuen. Das Blech für ca. 20 Minuten in den Ofen schieben. Die Zwetschgen werden so schön weich und entfalten ein tolles Aroma. Abkühlen lassen.
Für den Teig die weiche Butter mit dem Zucker und den Eigelben schaumig rühren. Mehl, Backpulver, eine Prise Salz, Mandeln und Vanillezucker hinzugeben und vermischen.
Das Eiweiß mit einer Prise Salz steif schlagen und unter den Teig heben.
Eine Springform mit Backpapier auslegen und den Teig gleichmäßig einfüllen.
Die Form nun in den kalten Backofen schieben, auf 160° (Umluft) stellen und 1 Stunde backen. Stäbchenprobe machen. Ist der Teig fertig, aus dem Ofen nehmen und auf einem Kuchengitter abkühlen lassen und dann mit einem Zwirn in zwei oder drei Teile schneiden.
Tortenboden und Zwetschgen lassen sich auch gut am Vortag vorbereiten. Die Torte kann mit zwei oder drei Böden angefertigt werden. Ich habe sie einmal mit zwei Böden ausprobiert, so besteht sie aus weniger Sahne. Etwas Sahne kann man dann extra auf den Tisch stellen. Bei der dreistöckigen Variante hat man eine Sahneschicht mehr.
Die Buchweizentorte zusammenbauen:
Den Tortenboden mit einem Tortenring umgeben. Die Zwetschgen auf dem unteren Boden verteilen. Den Tortenguss mit in Wasser aufgelöster Pflaumenmarmelade oder rotem Saft nach Packungsanweisung zubereiten und über den Zwetschgen verteilen.
Die Sahne mit Sahnesteif und Vanillezucker schlagen. Etwas Sahne auf der Zwetschgenschicht verteilen. Den nächsten Boden auflegen. Nun entweder die ganze Torte mit Sahne umgeben, oder – bei drei Böden – noch eine Sahneschicht einbauen und dann erst die Torte mit einer dünnen Sahneschicht umgeben.
Abschließend die Zartbitterschokolade frisch reiben und die Flocken auf der Torte verteilen (oder fertige Streusel verwenden).
Wer mag, kann die Torte mit frischen Zwetschgenspalten verzieren.
Lecker bis zum letzten Krümel!
Also schnell noch ein paar Zwetschgen besorgen und vielleicht auch einen kleinen Vorrat einfrieren…
Übrigens: Zwetschgen sind zwar eine Unterart von Pflaumen, ihr Fruchtfleisch ist aber fester und säuerlicher. Darum passen sie so gut auf süße Kuchen oder Torten. Ihre Schale ist Blau-Violett und oft von einem weißen Fruchtwachs bedeckt, das die Frucht schützt.
Viel Spaß und guten Appetit!
Dies ist ein Herbsttag …
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.(Christian Friedrich Hebbel, 1813–1863)
Was passt noch auf den herbstlichen Kaffeetisch? Apfelkuchen geht immer!
Endlich wieder Zwetschgenzeit! Ein großartiges Rezept – hoffentlich gelingt es mir dieses Jahr wieder 🙂
Vielen Dank für die Inspiration!
Liebe Birgit,
ganz bestimmt wird es Dir gelingen! Ich bin auch so ein großer Zwetschgen-Fan und freue mich jedes Jahr wieder über die hübschen Früchte! Ich wünsche Dir viel Freude beim Backen!
Herzliche Grüße!
Larissa