Stell dich deiner Furcht! So heißt es immer. Und der Frühling, die Zeit des Neubeginns, ist genau der richtige Zeitraum dafür. Darum habe ich beschlossen, es zu tun, raus aus dem Schneckenhaus und mutig voran! Am Ende wird bestimmt alles gut…
Denn Ostern naht und die Tradition besagt: Zeit einen Osterstuten (Weißbrot) zu backen. Mit Hefe. Sorgenvoll blicke ich auf den kleinen Würfel, die Diva unter den Backzutaten. Wird es diesmal klappen? Vor mir liegt ein uraltes Rezept. Uralt – denn meine Urgroßmutter hat nach diesem Rezept ihren “Stuten” bereits gebacken. Meine Urgroßmutter, meine Großmutter, meine Mutter…die Männer der Familie liebten und lieben ihn – es muss mir also in den Genen liegen. Nur meine Erfahrungen mit Hefe sind gemischt. Mal klappt es, mal nicht und eher Zweiteres. Wer ähnliche Ängste hat und sich ihnen nicht stellen möchte, kann hier zu meinem Weißbrotrezept OHNE Hefe gelangen (das natürlich zu Ostern auch perfekt passt).
Aber an Herausforderungen wachsen wir und außerdem ist der Stuten echt köstlich…mit streichzarter Butter…und Marmelade…und backen macht ja schließlich glücklich…
Eigentlich wird der Stuten in einer großen Kastenform gebacken. Aber es ist Ostern und ich möchte einen Osterkranz! Ich nutze also meine Springform mit Kranzeinsatz und backe nach Rezept. Ergebnis: Lecker, aber optisch im hinteren Mittelfeld. Ich habe gar kein Foto gemacht, schließlich hat man einen Ruf zu verlieren…
Für die Kranzform dürfte der Teig etwas geschmeidiger sein. Nach einigem Gegrübel starte ich einen zweiten Versuch, nehme Trockenhefe und füge dem Teig ein Ei zu. Damit der Kranz hübsch wird, forme ich Kugeln und lege sie rundherum in die Form. Und siehe da: ein hübscher Osterkranz ist das Ergebnis. Und lecker schmeckt er auch.

Variation mit Trockenhefe und einem Ei
Experimentierfreude
Aber nun hat mich das Backfieber gepackt. Es muss doch auch mit dem Urrezept gehen… Ich starte den nächsten Versuch mit frischer Hefe. Beim zweiten ‘Gehenlassen’ des Teiges in der Form quillt der Teig etwas über den Rand. Ich stopfe ihn rundherum kühn wieder in die Form und ab in den Ofen.
Der Duft, der das Haus durchströmt, ist verheißungsvoll.
Et voilà: Mein rustikal anmutender Osterstuten. Herrlich in Konsistenz und mit köstlichem Aroma. Gelungen!
Und nun raus an die frische Luft. Denn draußen unter freiem Himmel schmeckt so ein frisches Hefebrot mit Butter und Marmelade unschlagbar. Mit dem guten Gefühl, die zickige Hefe langsam in den Griff zu bekommen, schmeckt der frische Stuten sogar noch besser!

Im Garten sind überall Eier und Eiernester versteckt…Wer suchet, der findet…
Vielleicht wird es ja dieses Jahr mal wieder was mit Freiluft-Osterbrunch. Ich bin jedenfalls kuriert, denn alle Osterstuten-Variationen (eine habe ich im Text noch unterschlagen) waren letztlich superlecker. Hier gilt: Probieren geht über Studieren! Schließlich haben die Menschen früher auch nicht stundenlang im Netz nach ultimativen Tipps und Tricks gesucht…
Zutaten:
- 500 g Mehl (Typ 550)
- 1 Würfel Hefe
- 250 ml lauwarme Milch
- 150 g Zucker
- 100 g Butter
Zubereitung:
Das gesiebte Mehl in eine Schüssel geben und in der Mitte eine Mulde bilden. Den Rand flach drücken. In die Mulde die Hefe bröckeln und mit der lauwarmen Milch verrühren. Etwas von dem Zucker und ein wenig Mehl darüberstreuen. Die Butter in Flöckchen auf dem Rand verteilen. Abgedeckt mit einem Tuch an einem warmen Ort 20 Minuten gehen lassen. (Nimmt man Trockenhefe, kann man diesen Schritt auslassen und direkt alle Zutaten zusammenmischen)
Nun den Rest Zucker (und nach Belieben ein Ei) hinzufügen und gut verkneten. Unter einem Tuch 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen.
Den Teig nun nochmals gut durchkneten. Auch gerne mit den Händen. Den Ofen auf 50°C vorheizen. Die Springform mit Kranzeinsatz fetten und kurz im Ofen anwärmen.
Aus dem Teig tennisballgroße Kugeln formen: dazu das Teilstück auf ein Holzbrett legen, die Hand aufsetzen, die Fingerspitzen aufstellen und mit kreisenden Bewegungen einen schönen glatten, runden Teigling herstellen. Die Kugeln in der Form aneinander legen und abgedeckt in den Ofen stellen. Tür leicht geöffnet lassen. Nach ca. 45 Minuten, wenn der Teig schön aufgegangen ist, die Form herausnehmen, den Ofen auf 175°C (Umluft 160°C) vorheizen und den Stuten dann ca. 50 Minuten backen. Falls er oben gegen Ende der Backzeit zu dunkel wird, einfach ein Stück Backpapier drüber legen.
Den Osterstuten abkühlen lassen und genießen oder handwarm in Frischhaltefolie und Alufolie einwickeln und fürs Frühstück so aufbewahren.
Serviertipp:
Den Kranz kann man mit essbaren Blüten dekorieren. Ich habe genommen, was im Garten zu finden war: Gänseblümchen und Vogelmiere. Die weißen Blüten passen hübsch zu dem goldbraunen Osterstuten. Aus einfachem Mürbeteig (siehe Rezept Ingwer-Limetten-Kekse) habe ich noch ein paar Schmetterlingskekse gebacken und locker auf dem Kranz drapiert. Wahrscheinlich werden sie sowieso schnell weggenascht…

Kresse in kleinen Gefäßen mit Gänseblümchen und “Möweneiern” (das ist eine Süßigkeit!) dekoriert.
Viel Spaß!!